Die Kanalinseln

Eine weitere Erinnerung an die Wikinger sind die Kanalinseln.

Die Kanalinseln (Channel Islands, Iles Normandes) sind politisch ein Überbleibsel des Reiches der „Könige von England und der Normandie“.
Während die sich auf dem Festland  befindlichen Teile des historischen Herzogtums Normandie schon längstens zu Frankreich gehören, sind die Kanalinseln seit 1066 und bis heute Kronbesitz der englischen (als Nachfolger der normannischen) Könige. Das heisst, die zwei Gebiete „Bailiwick of Jersey“ und „Bailiwick of Guernsey“ jeweils mit ihren umliegenden Inselchen, sind direkt der britischen Krone unterstellt („crown dependencies“). Sie gehören weder zu Grossbritannien noch zur EU, aber zur Zollgemeinschaft der EU. Sie verfügen je über ein eigenes Parlament, eine eigene Verwaltung und haben ein eigenes Steuersystem, was heute weidlich ausgenützt wird, vor allem durch Jersey.
Interessant sind die bis heute auch für Touristen sichtbaren Konsequenzen. Während Englisch Amtssprache ist und flächendeckend gesprochen wird, sind viele Ortsnamen französisch. Für den Touristen offensichtlich (und sehr erfreulich!) sind die in Französisch geschriebenen Speisekarten und vor allem die stark französisch inspirierte Küche.
Auf den Inseln wurde auch noch sehr lange (bis anfang 18. Jhdt.) das alte, normannische Französisch gesprochen und es wird heute teilweise auch wieder gepflegt. Ebenso blieben die Inseln noch über die reformatorischen Zeiten des Calvinismus und der Abspaltung der anglikanischen Kirche weitgehend katholisch und einem Bischof des französischen Festlandes unterstellt.

Noch einige Tipps für Reisen auf die Kanalinseln:

Jersey: lebendiger, grösser. Hauptstadt St. Hélier sowohl für Einkauf wie auch Essen sehr gut, aber mit sehr speziellem Parksystem (vorher erkundigen, wie es geht).  Auto notwendig, also mit eigenem Auto und Fähre oder Flug und Mietwagen. Das Autofahren auf Jersey erfordert jedoch einen gewissen Grad an Unerschrockenheit, da Linksverkehr und viele enge und kurvenreiche Strassen. Dafür sieht man sehr wenig Lastwagen.
Eine Spezialität sind die „Jersey Royals“, eine Kartoffelsorte, die fast ausschliesslich nach England exportiert wird. Diese Kartoffeln wachsen in Jersey nicht nur auf ebenen Feldern, sondern auch auf Hängen, die wie unsere Rebberge aussehen!
Viele lauschige Buchten und herrliche Küstenwanderwege laden zum Wandern und Baden ein!

Guernsey: Ideal zum Wandern, ohne Auto gut möglich – es hat eine Art Zirkularbuslinie rund um die Insel.  Eine Woche genügt und dann hat man es gesehen! Einige gute Hotels und auch gute Restaurants, zum Shoppen dürftig (eine kurze Strasse in St. Peter Port).

Interessant ist auch die Geschichte des zweiten Weltkrieges auf den Kanalinseln, Besetzung und Abzug der Deutschen sind gleichermassen speziell. Im Internet studieren und die Relikte auf den Inseln besuchen lohnt sich allemal.
Empfohlene Literatur dazu: John Nettles*, „Hitlers Inselwahn“
(*ja, tatsächlich, der Darsteller von „Inspector Barnaby“)