Wilhelm, der Eroberer

Wilhelm II. (* 1027; † 9. September 1087), auch als Wilhelm der Eroberer und Wilhelm der Bastard bekannt, war Herzog der Normandie und später auch König von England (als Wilhelm I.)! Er war der illegitime Sohn von Herzog Robert der Normandie und Herleva (oder „Arlette“), der Tochter eines Gerbers names Fulbert. Geboren wurde Wilhelm in Falaise, Normandie, im heutigen Département Calvados /F.

Stammschloss

Stammschloss von Wilhelm dem Eroberer in Falaise
Photo: Marlies Pape

Sein Vater entschloss sich 1035 zu einer Pilgerreise nach Jerusalem, setzte aber vorher seinen einzigen aber unehelichen Sohn als seinen Nachfolger ein, falls er nicht zurückkehren sollte. Als Vormünder des Kleinen setzte er seine treuesten Freunde ein: Graf Alan von der Bretagne, den Erzbischof von Rouen und Osbern, seinen Haushofmeister. Herzog Robert sah seine Heimat nicht wieder, er verstarb auf der Reise in Niçea.
Für Wilhelm, zu diesem Zeitpunkt 8jährig, folgten nun ständige Kämpfe, Verfolgung und Flucht. Der junge Herzog überlebte nur dank seinen Vormündern, die einer nach dem andern getötet wurden. Hauptgegner des Jungen waren seine Cousins und Onkel, die selber nach der normannischen Krone griffen. Haushofmeister Osbern wurde übrigens bei einem Attentatsversuch auf Wilhelm in dessen Schlafzimmer 1040 ermordet, Wilhelm konnte fliehen. Der Sohn von Osbern, William fitzOsbern wurde später ein treuer Freund, war bei der Eroberung von England dabei und wurde schliesslich 1067 Earl of Hereford.

Aber mit dem Älterwerden wendete sich das Blatt und Wilhelm wird vom Gehetzten zum Gewinner von Schlachten. Die Chronologie geht so weiter:

  • 1046  Komplott der Grafen der unteren Normandie gegen Wilhelm
  • 1047   Schlacht bei Val-es-Dunes (bei Caen), Wilhelm mit König Henri I.
    von Frankreich gegen seine Widersacher – Wilhelm und Henri siegen.
  • 1054  Henri I stellt sich gegen Wilhelm und stösst in die Normandie vor.
    Wilhelm besiegt ihn in Mortemer-sur-Eaulne.
  • 1057 Henry I. versucht es noch einmal und wird vom zahlenmässig weit unterlegenem Reiterheer  von Wilhelm bei Varaville entscheidend geschlagen
  • 1063   Wilhelm erobert Maine
  • 1064 angebliche Reise von Harold Godwinson, Earl of Wessex, zu Wilhelm. Harold soll Wilhelm dort versprochen haben, ihn bei seinem Thronanspruch auf England zu unterstützen (??)

Wilhelm heiratete Mathilde von Flandern ca. 1050. Das genaue Datum ist nicht bekannt, hingegen weiss man, dass der Papst die Verbindung vorerst einmal verbieten wollte (wegen zu naher Verwandschaft). Wilhelm hatte mit Mathilde fünf Söhne und sechs (?) Töchter.

Nach der Eroberung von England und der Festigung seiner Macht liess Wilhelm 1085 das Domesday Book anfertigen, eine Erfassung des gesamten Grundbesitzes in England oder auch das erste systematische Steuerregister. Er ordnete nach dem „Conquest“ den Bau zahlreicher Burgen an, unter ihnen auch den Tower von London. Mit dieser Strategie sicherte er die Macht der durch ihn eingesetzten Vasallen.

Wilhelm erlag am 9. September 1087 im Kloster Saint Gervais nahe Rouen (Frankreich) seinen Verletzungen, die er durch einen Reitunfall während der Belagerung von Mantes erlitten hatte. Auf dem Totenbett verfügte er, dass seine politischen Gefangenen frei gelassen werden sollten. Bei seinem Tod soll er so stark übergewichtig gewesen sein, dass der Leichnam aufplatzte. Er liegt in der Abtei Saint Stephan in Caen begraben. Das Grab wurde allerdings verschiedene Male geschändet und heute ist nur noch ein Oberschenkelknochen des grossen Normannen übrig.

Wilhelm war ein herausragender Anführer im Kampf, aber auch ein tüchtiger Staatsmann und Organisator seines Reiches. Er war brutal gegenüber seinen Feinden und grosszügig mit seinen Getreuen. Auf jeden Fall war er nicht so schlecht, wie ihn Heinrich Heine in seinem Gedicht „Schlachtfeld von Hastings“ beschrieb:

……..
Gefallen ist der bessre Mann,
Es siegte der Bankert, der schlechte,
Gewappnete Diebe verteilen das Land
Und machen den Freiling zum Knechte.

Der lausigste Lump aus der Normandie
Wird Lord auf der Insel der Briten;
Ich sah einen Schneider aus Bayeux, er kam
Mit goldnen Sporen geritten
………

Bemerkenswert war auch die Liebe zu seiner Gemahlin Mathilda, der er immer treu war, was für englische Könige vor ihm und lange nach ihm (und bis in die heutigen Tage!) überhaupt nicht das übliche Verhalten war!