Wilhelm’s Herrschaft

Die Eroberung von England war nach dem Sieg bei Hastings am 14. Okt. 1066 noch lange nicht vollendet und auch nicht am 25. Dezember 1066, der Krönung von Wilhelm zum König von England und der Normandie. Vielmehr musste er in den folgenden drei Jahren mit seiner normannischen Streitmacht durch die Lande ziehen und Shire um Shire mit teilweise brutalen Mitteln seinen Willen aufzwingen. Der Widerstand gegen seine Herrschaft war vor allem im Norden gross. Um das Kloster Ely im heutigen Cambridgeshire (am Great Ouse) entstand ein eigentliches Widerstandsnest. Das Kloster war damals von Sümpfen umgeben und nur über versteckte Wege erreichbar. Die Schotten wollten ferner dem eigentlichen Thronfolger, Edgar the Ætheling oder Edgar II, helfen, seinen Anspruch durchzusetzen. Dies war aber chancenlos, da Edgar im Jahr 1066 erst fünfzehn war und zudem im Exil lebte. Im Jahr 1069 versuchte eine Armee unter dem Dänenkönig Sven Estridsson den Norden von England wieder unter dänische Kontrolle zu bringen, was durch eine „Danegeld“-Zahlung von William verhindert wurde.
Wilhelm reagierte auf den anhaltenden Widerstand in den nördlichen „Shires“ mit einer äusserst brutalen „Politik der verbrannten Erde“, die noch heute unter dem Begriff The Harrying of the North (Harrowing of the North) bekannt ist. Sogar der anglo-normannische Chronist Orderic Vitalis, der Wilhelm sonst wohlgesonnen war, beschrieb diesen eigentlichen Genozid wie folgt:
„The King stopped at nothing to hunt his enemies. He cut down many people and destroyed homes and land. Nowhere else had he shown such cruelty. This made a real change. To his shame, William made no effort to control his fury, punishing the innocent with the guilty. He ordered that crops and herds, tools and food be burned to ashes. More than 100,000 people perished of starvation.
I have often praised William in this book, but I can say nothing good about this brutal slaughter. God will punish him.“
Erst ab dem Jahr 1070, nach der Niederschlagung verschiedener Revolten, kann man die Herrschaft von Wilhelm  als gefestigt und England als erobert bezeichnen.

Wilhelm der Eroberer war nicht nur ein erfahrener und brutaler Kämpfer und Heerführer, er war auch ein intelligenter Regent. Als Motivation für die Eroberung hatte er seinen Begleitern, den Fürsten, Bischöfen und Äbten seines Reiches und der Nachbar-Herzogtümer in Aussicht gestellt, sie mit Titeln und Vermögen reichlich zu beschenken.
Diese Versprechen hielt er auch. Nach der Krönung zum König von England zog er also durch das Land, teilte jedem seiner Freunde ein Gebiet zu und trug ihm auf, sofort eine Burg zu bauen um sein Land unter Kontrolle zu halten. Diese Burg musste die Umgebung schon durch ihre Lage beherrschen. Dadurch ergab es sich natürlich, dass er oft Orte für diese Burgen auserkor, die schon früher für Befestigungen benutzt worden waren, nämlich durch die Kelten, die Römer und die Angelsachsen. Am Anfang bauten seine Untertanen noch die herkömmlichen „Motten“, Erdwallburgen mit Holzpalisaden. Schon bald aber begannen die Normannen, wunderbare, beeindruckend auf Hügeln thronende Steinburgen zu bauen. Diese Burgen waren und sind von weither sichtbare Zeichen der Macht, auch wenn die meisten heute ganz anders aussehen, da sie im Laufe der Zeit immer wieder ausgebaut wurden.

Willys Burgen

Die Macht von Wilhelm beruhte darauf, dass er sein Land in „Shires“ aufteilte und dort Lords einsetzte, die ihm treu ergeben, aber auch von ihm abhängig waren. Seine Lords mussten ihm Steuern abgeben und waren zum Kriegsdienst verpflichtet. Den grössten Anteil an englischem Besitz hatten ein Dutzend seiner engsten Freunde, mit so klangvollen Namen wie

  • Odo, Halbbruder von William, Bischof von Bayeux, Earl of Kent und Stellvertreter von William bis er 1082 in Ungnade fiel
  • Robert, Graf von Mortain, Earl of Cornwall, ebenfalls sein Halbbruder
  • William fitzOsbern, Earl of Hereford (Sohn des getöteten Kämmerers von W.)
  • Roger de Montgomerie, Earl of Shrewsbury
  • Eustach III., Graf von Boulogne
    und weitere.

Sein Meisterstück aber vollbrachte Wilhelm der Erober mit dem Domesday Book, einem Grundbuch- und Steuerregister, dass er 1085 in Auftrag gab. Hunderte von Beamten schwärmten über das Land und nahmen ein sehr detailliertes Inventar von Ländereien, Gross- und Kleinviehbeständen auf und erhoben damit Grundlagen für die Besteuerung. Das Domesday Book dient heute noch als Informationsquelle für historische Studien. Es ist heute in „The National Archives“ in Kew, London SW, ausgestellt.