Alfred the Great

Alfred der Grosse wurde 849 (ev. 850?) in dem Ort geboren, der heute Wantage heisst. Damals war dies noch kein Dorf oder Städtchen, sondern ein Landgut der Königsfamilie.

Alfred der Grosse war alles andere als ein typischer Königssohn seiner Zeit. Er hätte sich eigentlich vor allem für körperliche Disziplinen interessieren sollen: trainieren, kämpfen, stark werden. Die Bestimmung eines Königssohnes seiner Zeit war es, ein mitreissender, starker Anführer zu werden und in mindestens einer Kampfsportart der Beste zu sein. Nicht so Alfred. Er konnte Lesen und Schreiben, lernte Lateinisch und übersetzte sogar höchstpersönlich Texte ins Altenglische – nicht gerade das, was man von einen Königssohn im 9. Jahrhundert erwartete! Dies war zu jener Zeit eine Beschäftigung für reiche Töchter und vor allem für Mönche. Da er aber der jüngste Sohn seines Vaters Aethelwulf war, liess man ihn gewähren. Als fünfter Sohn hatte er ohnehin wenig Aussichten auf den Thron und strebte ihn auch nicht an. Er  hatte schon als Kind seinen Vater an einer Wallfahrt nach Rom begleitet, was ihn stark beeindruckte und nachhaltig religiös prägte. Das Schicksal wollte es jedoch anders: Nachdem auch sein vierter Bruder Aethelread I im April 871 in der Schlacht bei Merton (Ort unsicher) starb, musste Alfred wohl oder übel selber ins „Königsbusiness einsteigen“.

In der Folge entwickelte sich Alfred der Grosse zu einem brillanten Anführer und Verhandler. Sein Königreich Wessex war das einzige englische Gebiet, dass den Wikingern dauernd widerstehen konnte. Er schloss mit seinen Nachbarn und mit den Wikingern mehrere Unterstützungs- bzw. Friedensverträge, die allerdings von den angelsächsischen „Partnern“ und auch von den Wikingern nach Belieben wieder gebrochen wurden, wenn dies opportun war.

Vor allem aber entwickelte Alfred eine für seine Zeit geniale militärische Strategie gegen den Druck der Wikinger. Er liess über dreissig Städtchen (z.B. Warwick, Bath, Winchester, Wareham, Chichester, Worcester etc.) mit einfachen Mitteln zur Verteidigung ausbauen. Diese „Burghs“ oder „Burghal Hidages “ entstanden, indem die Aussenmauern der Gebäude verstärkt und diese mit einfachen Mauern verbunden wurden. So entstanden befestigte Orte, die den Bauern der Umgebung und den Handwerkern in den Dörfern militärischen Schutz boten, wenn die Bedrohung durch die Dänen zu gross wurde. Wichtige Flussübergänge liess er durch kleine Kontingente sperren.  Dies führte dazu, dass die angreifenden Dänen immer wieder neue Wege suchen mussten, da sie ohnehin nicht gerne belagerten und Kämpfen gerne auswichen, wenn sich nicht ein rascher Sieg abzeichnete. Die in sein Land Wessex eingedrungenen Gegner lockte er dann in Hinterhalte und vernichtete sie mit beweglichen kleinen Kampfverbänden. Heute nennen die Militärs eine solche Strategie „Raumverteidigung“ mit den Begriffen „Stützpunkte“, „Sperren“ und „Gegenschläge“.
Ferner unterhielt er eine kleine Kriegsflotte, mit welcher er an den Küsten, in den grossen Flussmündungen und in den Unterläufen der Flüsse gegen die angreifenden Wikinger operieren konnte.

Nach vielen Kämpfen konnte Alfred’s Wessex die Dänen im Jahre 878 bei Edington (Wilts.) empfindlich und final schlagen und sein Gegner König Guthrum zog sich nach Norden zurück. Allerdings versuchten die Wikinger punktuell immer wieder ihren Herrschaftsanspruch nach Süden auszudehnen.

König Alfred „der Grosse“ bleibt in Erinnerung als belesener, intelligenter König, der für sein Volk sorgte. Er verbreitete die ersten Gesetze von England als Basis des „Common Law“. Sein Gesetzestext, das „Domboc“ fasste Gesetze seiner Vorgänger zusammen und basierte auf den christlichen Prinzipien der „Zehn Gebote“. Diese interpretierte er auf seine Art und setzte sie für alle Untertanen in Kraft.

Ob er wirklich die beeindruckenden „Angelsächsichen Chroniken“ in Auftrag gab oder einfach stark förderte, ist umstritten. Da er aber zahlreiche Klöster gründete und viele kirchliche Einrichtungen unterstützte, hatte er sicher grossen Einfluss, denn nur in den  Skriptorien der Klöster konnten zu seiner Zeit Schriftstücke und Bücher erstellt und verbreitet werden.
Alfred starb am 26. Okt. 899.

Alfred Wantage

 Denkmal von Alfred in seinem Geburtsort Wantage
Photo: Marlies Pape